

Nach tödlichem Dacheinsturz in Serbien: Ex-Minister und fünf weitere festgenommen
Neun Monate nach dem tödlichen Einsturz eines Bahnhofsvordachs in der serbischen Stadt Novi Sad sind sechs weitere Menschen festgenommen worden. Zu den Festgenommenen gehören der ehemalige Bauminister Tomislav Momirovic sowie der ehemalige Leiter der staatlichen Eisenbahngesellschaft, Nebojsa Surlan, erklärte die Staatsanwaltschaft von Novi Sad am Freitag. Sie würden des Amtsmissbrauchs beschuldigt.
Neun weitere Verdächtige, darunter der nach dem Unglück zurückgetretene vormalige Verkehrsminister Goran Vesic, werden nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch immer gesucht. Laut dem serbischen Nachrichtenportal nova.rs wurde Vesic jedoch am Freitag in ein Krankenhaus eingeliefert und notoperiert.
Am 1. November vergangenen Jahres war ein Bahnhofsvordach in Novi Sad eingestürzt, wobei 16 Menschen ums Leben kamen. Der Hauptbahnhof der zweitgrößten Stadt Serbiens war erst im Juli 2024 nach dreijährigen Renovierungsarbeiten wieder voll in Betrieb gegangen.
Die serbische Staatsanwaltschaft hatte kurz nach dem Unglück bereits eine Untersuchung eingeleitet. Seit Februar ermittelte zudem die Staatsanwaltschaft für organisierte Kriminalität, um Vorwürfe von Korruption in Zusammenhang mit dem Unglück zu untersuchen.
Die Festnahmen am Freitag stehen nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Zusammenhang mit den Korruptionsuntersuchungen: Den ehemaligen Ministern und weiteren Verdächtigen werde vorgeworfen, einem an den Renovierungsarbeiten beteiligten chinesischen Unternehmen zu einem "illegalen finanziellen Gewinn" von mehr als 18 Millionen Dollar (15,6 Millionen Euro) verholfen zu haben.
Das Unglück löste die heftigste Protestwelle der jüngeren serbischen Geschichte aus. Zunächst ging es um die Unglücksursache, später richteten sich die vor allem von Studierenden getragenen Kundgebungen gegen die Regierung und die weit verbreitete Korruption im Land. An der bisher größten Demonstration hatten sich Mitte März rund 300.000 Menschen beteiligt.
Die anhaltenden Proteste führten zum Rücktritt des vorherigen Ministerpräsident Milos Vucevic. Staatschef Aleksandar Vucic bezeichnete die Proteste immer wieder als vom Ausland gesteuert.
H.Lecomte--PP