

Vor Ukraine-Gesprächen mit Trump: Selenskyj warnt vor "Belohnung" Russlands
Vor den voraussichtlich schwierigen Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump am Montag im Weißen Haus hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj davor gewarnt, Russland für den Krieg gegen sein Land zu "belohnen". Kreml-Chef Wladimir Putin werde weiterhin "demonstrativ" Menschen töten, um den Druck auf die Ukraine und Europa aufrechtzuerhalten und diplomatische Bemühungen zu untergraben, erklärte Selenskyj im Onlinedienst Facebook.
Fast ein halbes Jahr nach dem Eklat im Oval Office, bei dem Selenskyj vor laufenden Kameras von Trump und dessen Vize JD Vance für angeblich mangelnde Dankbarkeit gemaßregelt worden war, wurde der ukrainische Staatschef am Montagmittag (Ortszeit) wieder im Weißen Haus erwartet. Dabei sollte es um die Ergebnisse von Trumps Gipfel mit Putin am Freitag im US-Bundesstaat Alaska gehen.
Allerdings ist Selenskyj bei seinen Beratungen mit Trump diesmal nicht allein. Auch westliche Spitzenvertreter sollen vor Ort an den Gesprächen im Weißen Haus teilnehmen, unter ihnen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Nato-Generalsekretär Mark Rutte.
Selenskyj soll allerdings zunächst mit Trump bilateral zusammenkommen, bevor dann die westlichen Spitzenvertreter hinzustoßen. Auch der britische Premierminister Keir Starmer, die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni sowie der finnische Präsident Alexander Stubb wurden zu den Gesprächen erwartet.
Geplant waren ein Arbeitsessen und eine mehrstündige Diskussion. Aus deutschen Regierungskreisen hieß es, dass die Gespräche etwa bis 17.00 oder 18.00 Uhr Ortszeit (23.00 Uhr oder Dienstag 00.00 Uhr MESZ) dauern würden.
Vor Beginn der Beratungen mit Trump wollten sich die westlichen Vertreter noch separat in Washington mit dem ukrainischen Präsidenten treffen. Dabei handele es sich um ein "vorbereitendes Treffen", teilte die EU-Kommission mit.
Bei den Gesprächen im Weißen Haus sollte es unter anderem um Sicherheitsgarantien für die Ukraine im Rahmen einer Friedenslösung und die Haltung gegenüber den russischen Gebietsansprüchen gehen. Trump hatte nach seinem Treffen mit Putin nach Angaben europäischer Politiker Sicherheitsgarantien der USA für die Ukraine in Aussicht gestellt - was unter anderen von Merz und von der Leyen sehr begrüßt wurde.
Andererseits ließ Trump seine vormalige Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe fallen und sprach sich stattdessen dafür aus, direkt über ein umfassendes Friedensabkommen zu verhandeln - was darauf hinauslaufen würde, dass Putin erstmal nicht unter Druck gerät, die Angriffe auf die Ukraine zu stoppen.
Ferner wurde bekannt, dass Trump offenbar die russischen Forderungen nach kompletter Kontrolle über der ostukrainischen Regionen Donezk und Luhansk unterstützt. Diese Regionen werden von der russischen Armee bisher nur teilweise kontrolliert.
Die Ukraine lehnt bislang jegliche Gebietsabtretungen strikt ab. Selenskyj mahnte vor den Beratungen, ein Frieden müsse "dauerhaft" sein. "Nicht wie es vor Jahren war, als die Ukraine die Krim und einen Teil unseres Ostens - einen Teil des Donbass - aufgeben musste und Putin das einfach als Sprungbrett für einen neuen Angriff nutzte", schrieb er im Onlinedienst X.
Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) forderte feste Sicherheitsgarantien für Kiew. Die Ukraine müsse "auch nach einem Waffenstillstand und Friedensschluss in der Lage sein, sich wirkungsvoll zu verteidigen", sagte Wadephul während eines Besuchs in Tokio. Das Treffen zwischen Trump und Putin habe deutlich gezeigt, dass sich Moskau "endlich bewegen" müsse, wenn ein gerechter und dauerhafter Frieden erreicht werden solle.
Trump hingegen hatte erklärt, es liege an Selenskyj, den Ukraine-Krieg zu beenden. Dieser könne den Krieg mit Russland "fast sofort beenden, wenn er will, oder er kann weiterkämpfen", schrieb Trump am Sonntag auf seiner Onlineplattform Truth Social.
Derweil setzte Russland seine Angriffe auf die Ukraine mit unverminderter Härte fort. Bei einem Drohnenangriff auf die ukrainische Stadt Charkiw wurden nach Angaben ukrainischer Behörden fünf Menschen getötet.
S.Lebrun--PP